Das Bistum Regensburg ist flächenmäßig das größte Bistum in Bayern – entsprechend viele Kirchenbücher werden auch im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg aufbewahrt. Während andere deutsche Bistümer und die evangelischen Landeskirchen längst den Schritt in die digitale Welt gewagt haben, tut sich in Regensburg bisher recht wenig. Eine Petition von Nicolai Schichtl zur Digitalisierung der Kirchenbücher könnte nun Bewegung bringen.
Ende April 2020 initiierte Nicolai Schichtl eine Petition zur „Digitalisierung der Kirchenbücher im Bistum Regensburg“. Darin regt der Initiator an, die vielen Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und die Kirchenmatrikeln einer breiteren Öffentlichkeit und leichter zugänglich zu machen.
Bisher sind die Kirchenbücher des Bistums Regensburg (in teils mittelmäßiger Qualität) auf Microfiche verfilmt und an Lesegeräten einsehbar, die ihren Zenit überschritten haben. Die begrenzte Platzzahl im Bischöflichen Zentralarchiv und die erschwerten Nutzungsbedingungen vor Ort erschweren die Arbeit mit den Kirchenbüchern unnötig. Auch spielen für viele ältere Forscher die weite Anreise oder gesundheitliche Einschränkungen (z. B. Geh- oder Sehbehinderungen) eine Rolle – eine Forschung in Kirchenbüchern vor Ort ist dann mitunter nur schwer oder gar nicht möglich.
Die Petition fand innerhalb von knapp vier Monaten 1.661 Unterzeichner und Unterstützer und wurde am 21.8.2020 vom Initiator beim Bistum Regensburg eingereicht. Bis heute (23.10.2020) gibt es noch keine offizielle Äußerung des Bistums oder des Archivs zu der Petition und zu dem überraschend großen Anklang, den sie allerorts fand.
Die Zeichen der Zeit stehen jedoch unweigerlich auf „Digitalisierung“. Andere Bistümer haben dies schon lange erkannt und auch hervorragend umgesetzt – vor allem die evangelischen Landeskirchen haben mit Archion ein Portal geschaffen, das allen Forschenden einen leichten, übersichtlichen und archivübergreifenden Zugriff auf die Kirchenbücher in Deutschland gewährt.
Es bleibt zu hoffen, dass auch das Bistum Regensburg den Mehrwert der Digitalisierung für alle Beteiligten erkennt – dazu gehören auch neue Monetarisierungsmöglichkeiten. Denn dass Digitalisierung mit finanziellem Aufwand verbunden ist, ist unbestritten. Ebenso unbestritten dürfte aber auch die Bereitschaft der Forscher sein, für die Dienstleistung eine entsprechende Nutzungsgebühr zu zahlen. Die vielseitigen Abo-Modelle von Archion und die große Akzeptanz unterstreichen dies.