Der aus Ehenfeld in der Oberpfalz stammende Bernhard Lindner (1909–1963) trat als sog. Spätberufener 1933 dem Orden der Salesianer Don Boscos bei. Nachdem er den Beginn seines Noviziats im Salesianerkloster Ensdorf verbracht hatte, entschloss er sich Ende 1934 in die Mission nach Thailand zu gehen.
Eine Notiz aus dem Provinzialat der Salesianer in Thailand hält knapp seine dortigen Stationen fest.

Eine lateinische Schreibschrift in italienischer Sprache, deren Buchstabenformung sehr individuell ist; in der letzten Zeile eine zweite Hand, die älterlich und zittrig wirkt und deren Buchstabenausprägung gedrungen und uneindeutig wirkt – eine Herausforderung!
Lindner
15-12-34 su Conte Rosso da Venezia con D. Terpin fra Thai
5-1-35 arrivo in Thai
25-2-35 è già aggregato alla Na[…?]
Filosofia con Alessi, Campo, Gomiero ecc.
Parte per Europa
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Ohne eine aufwändige Hintergrundrecherche zu den Umständen der salesianischen Mission in Thailand und den namhaftesten Akteuren hätten vor allem die Namen seiner Mitstreiter kaum entziffert werden können: Alessandro Terpin (geb. ca. 1903, gest. 18.06.1961), Antonio Maria Alessi (1915–1996), Alessandro Campo und Massimiliano Gomiero (geb. ca. 1917, gest. 1978) waren allesamt Salesianer Don Boscos und in der Mission in Bangkok und Bang Nok Kwaek.
Durch den Namen des Schiffs, die Conte Rosso, ließ sich dank digitalisierter Zeitungsquellen aus Südostasien die Route rekonstruieren und mit dem Ankunftsdatum abgleichen. Von Triest aus fuhr die Conte Rosso über Venedig, Brindisi, Port Said und den Suezkanal nach Bombay, Colombo, Singapur und Hongkong schließlich bis nach Shanghai. Am Neujahrstag 1935 erreichte Bernhard Lindner Singapur und reiste von dort aus (per Zug oder per Schiff) weiter nach Thailand.
In deutscher Übersetzung lautet der Eintrag:
Lindner
15-12-34 auf der Conte Rosso von Venedig mit Don Terpin nach Thai[land]
5-1-35 Ankunft in Thai[land]
25-2-35 hat sich schon angeschlossen an […?]
Philosophie mit Alessi, Campo, Gomiero etc.
Abreise nach Europa
Gab eine deutsche Enzyklopädie in die Bibliothek
Lediglich ein Wort lässt sich nicht zweifelsfrei entziffern. „Nativi“ wäre vom Sinn her naheliegend, damit hätte Linder sich schon kurz nach seiner Ankunft den Einheimischen angeschlossen bzw. sich unter diesen integriert. Aber auch ein Eigenname oder ein Ortsname müssen in Betracht gezogen werden.
Für Lindners Abreise aus Thailand ist in dem Dokument kein Datum mehr vermerkt. Er hat die Mission spätestens im Sommer 1937 verlassen und kehrte nach Europa, in die Nähe von Rom, zurück. Er hatte sich entschieden, vor der Ablegung seiner Ewigen Profess den Orden der Salesianer zu verlassen und dem strengeren, weltabgewandteren Orden der Kartäuser beizutreten.
Diesem blieb er den Rest seines Lebens treu. Er starb am 24. Dezember 1963 in der Certosa di Serra San Bruno im äußersten Süden Italiens. Weiterführende Informationen zu ihm finden sich in Die Oberpfalz, Jg. 2021, Nr. 3 (Oberpfalzverlag Laßleben, Kallmünz).
Ganz in der Nachfolge Christi – verlasse alles was du hast und folge mir nach!!!